Yin - Yang

 

 

Die Yin-Yang-Konzepte wurden in der frühen Han-Periode von Tung Chung Shu und den Verfassern der I-Ching-Anhänge entwickelt. Tung erstellte eine Menge von Korrespondenzen, die die komplementären Prinzipien von Yin-Yang mit allen Phasen der Schöpfung in Verbindung brachten. Yin wurde mit den Konzepten weiblich, Mond, kalt, Wasser, Erde, Herbst und Winter in Verbindung gebracht. Es ist auch der Ernährer und Erhalter der "unzähligen Dinge". Yin und Yang folgen einander unablässig und wenn eine "Kraft" ihr Maximum erreicht, wandelt sie sich in die andere. Sie ergeben einen unendlichen Kreislauf. Mit diesem dauernden Ablauf wurde der Prozess des Wachstums und des Wandels in der Natur erklärt.

Die Anhänge des I Ching erweiterten und entwickelten das Yin-Yang-Konzept zu einer vollständigen Kosmologie. Die ersten beiden Hexagramme Ch'ien (Himmel) und K'un (Erde) wurden mit Yang und Yin gleichgesetzt. Diese Kräfte nahmen eine metaphysische Dimension an und Himmel und Erde, männlich und weblich werden die "Schöpfer und Erhalter" aller anderen Hexagramme. Die 64 Hexagramme repräsentieren alle möglichen Zustände und Veränderungen im Universum. Das Studium der Hexagramme und ihrer Deutungen ermöglichten es den Gelehrten, die Aktivitäten des Universums zu verstehen, die einmal erweitert, den unendlichen Vorgang universellen Wandels verdeutlichen. Alle Dinge und alle Veränderungen können mit den Begriffen von Yin-Yang-Aktivität beschrieben werden und dies wird dann in den Konzepten der Fünf Elemente weiterentwickelt.

Symbole

Yin und Yang bedingte Abhängigkeiten (bedingte duale Gegensätze) sind in allen Dingen und in unserer Umgebung sichtbar. Bei Sonnenstrahlen auf ein Gegenstand entsteht Licht und Schatten. Im östlichen Denken beschreibt es die Wirkung des Sonnenlichts auf ein Hügel (Berg). Eine Seite ist in Licht gebadet, die andere in Schatten.

Das Zeichen Yin setzt sich aus einen Hügel, eine Wolke am Himmel und Menschen unter einem einzigen Dach zusammen.

Bei Yang ist es ein Hügel, wo die Sonne über den Horizont scheint und Lichtstrahlen, sich bewegende Energie - die das Zeichen bildet.

Die zwei gegensätzlichen Energien oder Prinzipien, Yin und Yang, werden in Form zweier verwobener Kaulquappen dargestellt - eine weiss, die andere schwarz. Die weisse Kaulquappe hat einen schwarzen Punkt, die schwarze einen weissen Punkt. Das Yin-Yang-Symbolrepräsentiert die Interaktion dieser Prinzipien, die zwei Punkte verdeutlichen, dass jedes Prinzip den Samen seines Gegenstücks trägt, dass es durch die Interaktion erzeugen wird.

Philosophisch repräsentieren Yin und Yang ein Gegensatzpaar, welches weniger ausschließender, sondern vielmehr ergänzender Natur ist. Alle Dinge der Welt beinhalten sowohl Yin- wie auch Yang-Eigenschaften, die Charakteristik eines der beiden Momente tritt aber erst dann in Erscheinung, wenn ein Ungleichgewicht zwischen Yin und Yang aufgetreten ist und so die Eigenschaften des dominierenden Elements an die Oberfläche tritt.

Ein reines oder absolutes Yin oder Yang gibt es dabei nicht, vielmehr sind Yin und Yang relative Bezeichnungen, wie warm und kalt, die nur in Relation zu einem anderen Sinn machen. Wie ein Gegenstand im Vergleich zu einem anderen wärmer, zu einem weiteren aber kälter sein kann, so kann ein Ding im Verhältnis zu einem anderen Yang sein, im Verhältnis zu einem dritten aber Yin. In jedem Yin liegt aber immer der Keim von Yang und umgekehrt - erkennbar an den beiden Punkten in dem berühmten Yin-Yang-Symbol.

Konkret bedeuten Yin und Yang die schattige und die sonnige Seite eines Hügels, in weiterem Sinne also Dunkelheit und Licht. Die Chinesen haben aber von Alters her alle Dinge ihrer Erfahrungswelt den beiden Polaritäten zugeordnet, was die folgende Auswahl veranschaulichen mag:

Yang Yin
Licht Dunkelheit
Sonne Mond
Helligkeit Schatten / Dunkelheit
Aktivität Ruhe / Passivität
Himmel Erde
rund flach
Zeit Raum
Osten Westen
Süden Norden
links rechts

Yin und Yang dürfen dabei nicht statisch aufgefasst werden, sondern als Stadien innerhalb eines universalen Transformationsprozesses. Der Kreislauf der Jahreszeiten und der Wechsel von Tag und Nacht sind die deutlichsten Beispiele für das ewige Wechselspiel von Yin und Yang. Man findet es aber auch im Lebenszyklus eines Menschen oder etwa im Verdauungsprozess, womit wir bereits den medizinischen Bereich berühren.

Im ständigen Umwandlungsprozess von Yang in Yin und Yin in Yang ist es bedeutsam zu Wissen, wodurch der jeweilige Prozess verursacht wurde, um daraus Prognosen für die Zukunft stellen zu können bzw. für den Arzt, um eine Diagnose stellen zu können. Die Chinesen unterscheiden, neben dem ausgeglichenen, zwischen vier Verhältnissen von Yin und Yang:

  • Überwiegen des Yin
  • Überwiegen des Yang
  • Schwäche des Yin
  • Schwäche des Yang

Die Schwäche des einen Pols ist nicht identisch mit dem Überwiegen des anderen. Die Erscheinungen mögen sich ähneln, aber für eine Durchdringung der Ursachen eines Ungleichgewichtes von Yin und Yang ist es notwendig zu wissen, ob diesem ein Überwiegen oder eine Schwäche vorausging.

Das Yin-/Yang-Konzept in der chinesischen Medizin

Die Yin-/Yang-Theorie ist die grundlegende Lehre der chinesischen Medizin. Ihr Ziel ist es, ein gestörtes Gleichgewicht von Yin und Yang im Körper des Kranken wiederherzustellen. Dies erfordert die genaue Kenntnis der Ursache des Ungleichgewichts, auf deren Grundlage Methoden zur Stärkung oder Minderung des jewiligen Momentes indiziert werden können.

Giovanni Maciocia schreibt in seinem Standardwerk Die Grundlagen der Chinesischen Medizin: "Wir können sagen, daß die ganze Chinesische Medizin, ihre Physiologie, Pathologie, ihre Diagnose und Behandlungsmethoden auf die zugrundeliegende fundamentale Theorie von Yin und Yang zurückgeführt werden können. Jeder physiologische Vorgang, Jedes Symptom und Krankheitszeichen kann im Licht der Yin-Yang-Thorie analysiert werden." Letztlich zielt jede Behandlungsmaßnahme auf eine der vier folgenden Strategien ab:

  • Das Yang stärken
  • Das Yin stärken
  • Yang-Fülle beseitigen
  • Yin-Fülle beseitigen