Yang Sheng

 

 

 

 

Yang Sheng (养生):

eine Jahrtausende alte maßgebliche Tradition in China zum aktiven Pflegen der Gesundheit

Das Wort „Yang Sheng“ stammt ursprünglich aus dem Taoismus. Wörtlich bedeutet „Yang“ Pflegen und „Sheng“ Leben. Yang Sheng beinhaltet verschiedene, sich ergänzende Methoden zur Verbesserung der körperlichen Fitness und des seelischen Wohlbefindens, zur Rehabilitation und zum Vorbeugen vor Krankheiten, um das Ziel der Langlebigkeit zu erreichen.

Yang Sheng besteht aus:

  1. Pflege des Köpers (修身)
  2. Kultivieren der Seele (涵养)
  3. Nähren des Körpers (滋养)
  4. Leben mit der Natur in Einklang (天人合一,四季养生)
  5. Verwendung der TCM (中医养生)

 

 

Zum Punkt 1: Pflege des Körpers

♥ Den Körper trainieren (修身)

Passende körperliche Bewegungen und Übungen helfen uns, den Körper zu stärken und zu rehabilitieren, die Funktionen der Organe zu verbessern.

Diesbezüglich hat Yang Sheng viele Übungen aus der taoistischen Praxis übernommen. Die Taoisten legen viel Wert auf körperliches Training, um ihr Ziel, die Langlebigkeit, zu erreichen. Die bekannten Übungen wie Tai-Chi, Qigong sind auch im Westen bekannt.

Tai-Chi und Qi Gong sind beides Oberbegriffe. Der Unterschied zwischen Qi Gong und Tai-Chi ist nicht deutlich. Die Bewegungsabläufe von beiden sind langsam und fließend. Während die Bewegungen von Tai-Chi meistens von der Kampfkunst Kung-Fu abgeleitet sind, sind viele Bewegung von Qi Gong aus Bewegungen der Tiere und Natur (fließende Wolken, Wasser, feststehende Tannenbaum…) entstanden.

Es gibt viele Formen von Tai-Chi. Am meisten wird die 24 Form „Pekingform“ praktiziert. Diese Form besteht aus 24 ineinander fließende Bewegungen. Sie ist kurz und leicht zu lernen. Daher ist sie auch sozusagen der beliebte Einstieg Tai-Chi.

Andere bekannte Formen sind Chen Stil, Yang Stil, Sun Stil und Wu Still. Die Wörter Chen, Yang, Sun, Wu sind Familiennamen der Erfinder.

Bei Tai-Chi unterscheidet man noch Tai-Chi ohne Waffen und mit Waffen. Ohne Waffen heißt Tai-Chi-Quan (Tai-Chi-Faust) und Tai-Chi-Bagua (Tai-Chi Hand). Mit Waffen heißt Tai-Chi-Jian (Schwert).

Bei Qi Gong sind Acht Brokade (八段锦), das Spiel der fünf Tiere (五禽戏), Atemübung die sechs Laute (六字诀) sehr bekannt. Diese Formen werden auch in Deutschland viel praktiziert. Sie sind sogar von den meisten gesetzlichen Krankenkassen anerkannt. Die Bewegungen sind ebenfalls langsam und fließend. Die Übungen sind meist leichter als Tai-Chi zu lernen.

Natürlich sind auch viele Sportarten eine gute Alternative. Der Sport soll zur körperlichen Belastbarkeit passend sein. Zu heftige Sportarten für ältere Menschen sind nicht geeignet. Sie sollen dazu dienen, den Körper anzuregen, besser zu funktionieren und aufzubauen. Sportverletzung sollen vermieden werden. Für die ältere Leute sind z.B. Spazieren, Walking, Schwimmen gut geeignet, während für jüngere Leuten, ein paar Kilometer langsam laufen, Radfahren, Ballsport, wenn man nicht zu ehegeizig ist, gut geeignet sind.

♥ Den Körper Beschützen(保养): vor Verletzungen, übermäßigen körperlichen

Anstrengungen, Kälte, Hitze, Nässe und Wind. Übermäßiger Verbrauch von Energie, übermäßiger Verschleiß von Gelenken, übermäßige Belastung des Herzkreislaufsystems, Sportverletzung sollen vermieden werden.

 

 

 

Zum Punkt 2: Kultivierung der Seele (涵养) ist ein wichtiger Bestandteil „Yang Sheng“, was übersetzt die "Pflege des langen Lebens"

Es ist bekannt, dass sehr viele körperliche Beschwerden gar bis schwerste Erkrankungen von der seelischen Belastung gekommen sind.

Besonders das moderne Leben stellt die menschliche Seele auf eine harte Probe. In der TCM Enzyklopädie „Die Medizin des Gelben Kaisers“ (皇帝内经 618–907 n. Chr) wurde bereits beschrieben: „Wut schadet der Leber, Trauer schwächt die Lunge, Angst schwächt die Nieren, Grübeln schwächt die Milz, übermäßige Freude schadet dem Herz.“

Ziel der Kultivierung ist, in jeder Situation die Ruhe bewahren, nicht aufregen, geduldig sein, Emotionen unter Kontrolle halten zu können, um dem Körper die beste Voraussetzung zum Funktionieren und zur Erholung zu gewährleisten.

In der chinesischen Kultur haben einige buddhistische Ideologien Beitrag zur Beruhigung der Seele geleistet. Einige Tipps aus dem Buddhismus:

♥ Loslassen lernen und trainieren, weil alles vergänglich ist.

♥ Achtsamkeit lernen und trainieren. Versuchen Sie aufmerksam, absichtslos und unabgelenkt im jetzigen Moment verweilen und diesen genießen.

♥ nicht zu hohes Ziel setzen, eigene Ansprüche reduzieren, um weniger Stress und Ängste zu spüren,

♥ Toleranz gegenüber anderen Menschen zu zeigen, um auch selbst tolerant behandelt zu werden,

♥ Mehr Zeit einplanen, um nicht selbst unter Druck stehen zu müssen. Nicht ständig "Vollgas" geben, sondern Dinge langsamer angehen.

♥ Meditation

♥ sich öffnen, mit anderen Menschen Dinge teilen und Gespräche führen,

♥ Erweitern des Wissenshorizonts, um Ängste, Missverständnisse zu reduzieren,

♥ Beschäftigung mit Pflanzen, Garten und Haustier kann eben die Seele beruhigen.

♥ raus aus dem Haus, rein in die Natur und die Seele befreien.

Sonst auch einigen anderen buddhistische Philosophie und Praktiken wie Anhäufen der guten Taten, der Verzicht/die Verringerung auf Materialistisches, Recht, Erfolg und auf Anerkennung sowie das Widerstehen von Verführung können zur Beruhigung der Seele beitragen.

 

 

 

Zum Punkt 3: Nähren des Körpers (滋养)

♥ Nahrhaft, ausgewogen

Nahrungsmittel liefert uns Energiestoff und Baustoff für die Zellerneuung und Zellreparatur. Was der Körper alles braucht, ist noch nicht erforscht. Die tausende Jahre Erfahrungen von Yang Sheng zeigt jedoch, dass die Menschen, die sich nahrhaft und ausgewogen ernährt haben, fitter, immuner und fruchtbarer sind.

Yang Sheng betont aber sehr das Maßhalten. Auch hier in Deutschland kennt jeder die Geschichte: Durch den zweiten Weltkrieg waren viele Menschen unterversorgt und sehr geschwächt. Nach dem Krieg hatte man Bedürfnisse, sich aufzubauen. Viele Leute haben dabei die Grenze überschritten. Sie haben sehr fette, süße Nahrungsmittel und zu viel Fleisch konsumiert. Durch die fehlende Ausgewogenheit sind viele Leute fettleibig geworden. Die sogenannten Volkskrankheiten wie hohen Blutdruck, Diabetes und Gicht haben sich rasch vermehrt.

Das Problem mit der Überernährung wurde zum Glück von vielen Leuten eingesehen. Sie haben den Essverhalten geändert. Aber machen Leute sind zu stark in die andere Richtung korrigiert. Durch zu viel Diäten, zu bescheidene Nahrungsmittel, zu wenig essen um abzunehmen und zu langes Fasten sind andere Probleme entstanden. Typische Symptome sind z.B. Müdigkeit, Kältegefühl, schlechte Laune, Schwindel, Kopfschmerzen und Magen-Darm-Beschwerden. Bei Frauen werden auch das Ausbleiben der Periode und Unfruchtbarkeit vermehrt beobachtet. Magen und Darm sind selbst auch schlecht versorgt worden. Sie sind für Verdauung gemacht. Wenn sie nicht regelmäßig benutzt werden, werden sie auch ganz schnell schwächer.

Das ist ähnlich wie bei anderen Bereichen des Körpers. Wenn man nicht regelmäßig läuft, werden die Beine dünner und schwächer. Magen-Darm-Beschwerden, Appetitlosigkeit, Essstörungen können auch durch zu wenig und unregelmäßiges Essen kommen. Depressionen und Burn-Out folgen oft.

Das Leben war nie so schnell und stressig wie heute, der Energieverbrauch entsprechende auch nie so hoch wie jetzt. Verzichten auf alles möglich „Kohlenhydrate“, „Glutine“, „Fleisch“, „Laktose“, „Fruchtose“ ohne wirklichen Grund? Was bleibt noch übrig? Wenn der Körper nicht ausreichend versorgt werden kann, kann er auch seine Funktionen nicht aufrechterhalten. Zumindest soll man testen lassen, ob man wirklich eine Unverträglichkeit oder Allergie gegen die Nahrungsmittel, auf den man verzichten will, hat.

Aber das Problem mit der Minderversorgung des Körpers wird oft nicht erkannt. Viele Leute denken, sie ernähren sich „gesund“. Aber sie können sich nicht erklären, warum sie sich nicht gesund fühlen.

 

 

 

♥ Verdauungsfähigkeit berücksichtigen

Unser Verdauungsfähigkeit ist begrenzt. Manche Leute haben von der Genetik her schon eine Schwäche. Natürliche Alterung, Stress und falsche Ernährung schwächen sie weiter. Wenn man über die eigenen Grenzen hinaus isst, dann können die Beschwerden wie Blähungen, Völlegefühl, Sodbrennen Bauchschmerzen auftreten.

Was bedeutet über die Grenze hinaus?

– Die Menge: in der Yang Shen Kultur heißt: nicht hundert Prozent satt essen.

Insbesondere das Abendessen soll man nicht satt essen.

– Die Bekömmlichkeit: rohes, kaltes, grobes, fettiges. Z. B. Musli mit kalten Joghurts ist sehr typisch. Viele Patienten haben es nach meinem Vorschlag gegen warmen Haferbrei getauscht, viele Beschwerden sind alleine dadurch schon verschwunden.

Noch ein typisches Beispiel: Vollkornbrot mit Körnen zum Abend. Manches Brot ist so schwer wie ein Stein. Man isst es kalt mit Käse oder Wust. Für viele Leute, wie ältere Leute und Leute mit Magen-Darm-Schwäche, ist es zu schwer zu verdauen. Auch diese vollwertige gesunde Nahrung kann uns Beschwerden machen, wenn man sie nicht verdauen kann.

 

 

 

♥ Biologischer Rhythmus des Köpers Rhythmus der Natur achten

Unser Verdauungssystem arbeitet in einem bestimmten Rhythmus. Der Rhythmus ist von dem Rhythmus der Natur beeinflusst, gar bestimmt. Auch schon in der TCM Enzyklopädie „Die Medizin des Gelben Kaisers“ (皇帝内经 618–907 n. Chr) wurde die die Bedeutung und Anwendungen „Die biologische Organ-Uhr (子午流注)“ in der TCM als ein vollständiges Kapitel erklärt. In den nachfolgenden tausend Jahren wurde die Nutzung auch bestätigt.

Morgens fangen die Verdauungsorgane langsam an, wach zu werden. TCM beschreibt das wie gerade angezündeter Ofen. Sie können noch nicht stark verdauen. Ideal ist, was Leichtes und Warmes zum Frühstück zu essen und später noch ein zweites Frühstück zu essen. Durch die Energie der Sonne und die Anregung unserer körperlichen und geistigen Aktivität, kommt das Verdauungssystem in Gang. Man kann zum Mittag am stärksten verdauen. Das Verdauungssystem kann auch am meisten Leistung bringen. Man soll auch kräftig und ausgewogen essen. Am Nachmittag wird es wieder schwächer. Nachts ist die Ruhephase für die Verdauung. Deshalb soll man zum Abend wenig und leicht essen, damit das Verdauungssystem und der Körper nicht belastet werden.

Aber wenn wir uns nicht nach der Regel des Körpers und der Natur ernähren, zu den Zeiten, in denen man nicht gut verdauen kann, viel, schwer und kalt essen, zu den Zeiten, in denen unser Magen und Darm Leistung bringen könnten, nicht vernünftig essen, dann können wir uns nicht fit, leistungsfähig und gut gelaunt fühlen. Auf Dauer werden wir krank.

 

 

 

Zum Punkt 4: Leben mit der Natur in Einklang (天人合一,四季养生)

Ein Kapitel von der TCM Enzyklopädie „Die Medizin des Gelben Kaisers“ (皇帝内经 618–907 n. Chr) beschrieb den Einfluss der Natur auf die Funktion des Körpers und gab Hinweisen, wie man die Regeln der Natur nutzen kann, um den Körper und Organe nicht zu belasten, sondern zu stärken.

Jahreszeiten, Tageszeiten, Temperatur, Wetter und geographische Lage haben großen Einfluss auf menschliche Gesundheit und Yang Sheng.

In Frühjahr die Leber, im Sommer das Herz, im Herbst die Lungen, und im Winter die Nieren zu stärken, gelingt leichter.

Im Frühjahr weniger schlafen, mehr in die Natur und im Winter mehr schlafen, weniger Aktivität (auch Sport). Dann wird man fitter als umgekehrt.

Im Sommer tankt der Körper die Yang-Energie der Natur auf. Jedoch muss man Hitze, Austrocknen, Verbrennen vermeiden. Im Winter nimmt der Körper die Yin-Energie auf. Trotzdem vor Kälter und Wind, die Schmerzen und Erkältung verursachen können, soll man schützen.

Im Frühjahr soll man mehr grüne Lebensmittel wie grüne Gemüse, Kräuter und Limetten essen. Sie stärken die Leber.

Im Sommer können Früchte und Obst Hitze im Körper kühlen. Sie liefern dem Körper zusätzliche Energie und Flüssigkeit und regen die Produktion von der Verdauungssaft an.

Im Herbst stärken weiße und orangefarbige Nahrung wie Rettich, Kartoffel, Jamswurzel, Kürbis und Möhren die Lungen.

Im Winter stärken schwarze Nahrung wie schwarze Sojabohnen, schwarze Sesam, Maulbeerfrüchte die Nieren. Auch Rehmannia-Wurzel, Jamswurzel und Gong Ji Beeren stärken die Nieren ebenfalls stärken die Nieren effektiver als in andere Jahreszeiten.

Früh ins Bett und früh aufstehen machen den Schlaf erholsamer. Die effektivste Erholung ist von 23:00 Uhr bis 1:00.

 

 

 

Zum Punkt 5: Verwendung von TCM (Traditionelle Chinesische Medizin)

TCM spielt für Yang Sheng (Pflegen des Lebens养生) eine betreuende, Rat gebende Rolle. Mit Hilfe der TCM erkennt man die Schwäche und die Überfunktion, die man durch oben genannte Methoden gezielt aufbauen und beruhigen kann.

TCM hat selber noch eine Reihe von Therapien zum Aufbauen, Harmonisieren und Beruhigen.

Akupunktur ist sehr vielfältig. Sie kann anregen, harmonisieren und beruhigen. Einige Punkte wirken sogar sowohl anregend als auch beruhigend je nach Technik des Stechens. Akupunktur kann die Durchblutung verbessern, Verspannungen eliminieren, Schmerzen lindern und Organfunktionen regulieren. Sie wirkt schnell und hat keine Nebenwirkung.

Kräutertherapie ist eine wichtige Form und hat sehr lange Erfahrung. Viele Kräuter sind zu gleich auch Lebensmittel. Die Kräuter sind nach ihren Wirkungen in Qi stärkende, Blutbildung und Durchblutung fördernde, Yin aufbauend, Yang stärkende, Organe stärkend, auch anregende, beruhigende eingeteilt.

In der TCM Enzyklopädie „Die Medizin des Gelben Kaisers“ (皇帝内经 618–907 n. Chr): Ein guter Arzt sorgt dafür, dass die Patienten nicht krank werden. Ein nicht so guter Arzt behandelt die beginnenden Krankheiten. Ein schlechter Arzt behandelt die Krankheiten.